1. Vorwort

Viele Dinge können in den letzten 100.000 Jahren eine Rolle bei der Entwicklung des Homo Sapiens gespielt haben. Das Klima, Erfindungen, der Kampf um das nackte Überleben und genetische Mutation hatten sicher ihren Einfluss.

Die Weitergabe von Erfahrungen, Wissen und Fertigkeiten an andere, insbesondere an Kinder und Jugendliche, ist der jedoch wichtigste einzelne Faktor der Entwicklung der Menschheit.

Tiere geben gelernte und erfolgreiche Überlebensstrategien an ihre Jungen weiter: wie man jagt, Werkzeuge herstellt und verwendet, sich vor Feinden schützt und sich in der Natur zurechtfindet.

Grundlegende Überlebensstrategien werden genetisch vererbt und zeigen sich in den Instinkten. Andere werden durch Vorbild und Übung weitergegeben, gelernt und von Generation zu Generation weiter optimiert. Die Raffinesse, mit der verschiedene Tierarten gelernt haben sich Nahrung zu beschaffen oder sich vor Angreifern zu schützen, ist höchst erstaunlich.

Wie bei den Tieren war die Aufgabe, Wissen und Fertigkeiten an die nächste Generation weiterzugeben, auch bei uns Menschen lange Zeit eine Sache der Eltern, der Familien, des Rudels und der Gruppen.

Wann die Menschen anfingen, diese Aufgabe anders zu organisieren oder an besonders Erfahrene zu delegieren, können wir nicht sagen.

Wir wissen aber, dass irgendwann Spezialisierung, Arbeitsteilung und besondere Fertigkeiten entstanden, die ohne einen umfangreicheren Unterricht nicht weitergegeben werden konnten.

Beispiele sind die Herstellung von Kleidung, Waffen und Werkzeugen, die Gewinnung und Bearbeitung von Metallen, der Bau von Behausungen, Pflanzenheilkunde, Höhlen- und Wandmalerei, die Herstellung von Schmuck und Statuen sowie Ackerbau und Viehzucht.

Mit der Entwicklung der Schrift vor einigen tausend Jahren konnten Erfahrungen, Wissen und Anleitungen dauerhaft konserviert und bewahrt werden und von denen, die des Lesens mächtig waren, studiert und vermittelt werden.

Allerdings waren besondere Kenntnisse und Fertigkeiten schon sehr früh ein Weg zu besonderem Einfluss, Macht und Reichtum. Der Zugang zu besonderem Wissen und spezialisierter Ausbildung war bis in die Neuzeit einer eher kleinen Bevölkerungsgruppe vorbehalten, die sich Hauslehrer oder das Lehrgeld für die handwerkliche Ausbildung ihrer Kinder leisten konnten.

Keineswegs uneigennützig erhob der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. die seit 1717 geltende Schulpflicht zur Staatsaufgabe. Und so wurde nach der Reichsgründung 1871 in Deutschland die Pflicht zu einer Mindestausbildung von Kindern allgemeinverbindlich eingeführt.

Wie so oft, wenn Wissenschaft oder Kultur zur staatlichen Aufgabe wird, erhalten Wählerstimmen, Popularität und der Wunsch, in der Öffentlichkeit (den Medien) gut dazustehen, einen ungebührlichen Einfluss.

Über wissenschaftliche Erkenntnisse kann man nicht demokratisch entscheiden.

Kulturelle Leistungen oder Errungenschaften sind nicht die Aufgabe von Regierungsparteien oder Mehrheiten.

Im Artikel 6 des Grundgesetzes steht fest:

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.

(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.

Ist das Aufziehen, die Erziehung und die Ausbildung nun die Aufgabe des Staates oder die Pflicht der Eltern?

Oder sind die Eltern in Wirklichkeit mit "ihrem natürlichen Recht und der zuvörderst ihnen obliegenden Pflicht" zeitlich und inhaltlich ziemlich überfordert?

Ist es daher nicht besser, wenn der Staat den Eltern die Aufgabe abnimmt, eine allgemeine Schulpflicht einführt, und auch fähigen und kompetenten Eltern das Recht auf Homeschooling verweigert?

Ist das nicht besser für die Kinder und Jugendlichen?

Muss der Staat nicht mit Recht auf endlose Genehmigungsverfahren für die Gründung einer (vielleicht besseren) Privatschule zum Schutz der Kinder bestehen?

Ob das staatliche Schulsystem funktioniert oder ein kompletter Fehlschlag ist, hängt davon ab, wie man das Ziel der Erziehung und Ausbildung definiert.

Ausbildung sollte eine wissenschaftliche Aufgabe sein, nicht die Meinung von Parteipolitik, ein Mehrheitsbeschluss oder das Ergebnis industrieller Lobbyarbeit.

 

 


Friedrich I. von Preussen

König Friedrichs innere Politik konzentrierte sich auf die Hebung der baulichen Kultur und Bildung mit dem Ziel, Ebenbürtigkeit mit den anderen großen europäischen Mächten zu erlangen.

 

Art. 5 GG lautet seit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 24. Mai 1949 wie folgt:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

2. Pobleme